Es ist ein besonderer Tag heute, denn zum ersten Mal kommen alle fünf Präsidenten von Zentralasien ( Kasachstan, Usbekistan, Kirgistan, Tadschikistan, Turkmenistan) zusammen nach Berlin. Im Bundeskanzleramt wird Kanzler Scholz sie empfangen. Er hatte sie eingeladen. Schon gestern hatte er Gespräche mit dem Präsident von Kasachstan Qassym-Schomart Tokayev.
Der Besuch ist ein Meilenstein, und das in mehrfacher Hinsicht: Er setzt ein Zeichen für die Zusammenarbeit in Zentralasien, also von Kasachstan, Usbekistan, Kirgistan, Taschikistan und Turkmenistan. Dass sie zusammen in ein EU Land reisen, und dass dieses Land Deutschland ist, hat eine lange Geschichte.
Bereits 2007 verabschiedetete die EU – einstimming – ihre 1. Zentralasien-Strategie, auf Antrag Deutschlands, das damals den Vorsitz hatte. Ziel war es, von dort Energie zu beziehen, im Tausch gegen Know How und Wassermanagement. Nach sechs Jahren endete das Programm – mit nur mäßigem Erfolg. Bi-lateral gab es viele neue Kontakte, mehr aber nicht. Ohnehin hat Deutschland viele und enge Kontakte nach Kasachstan durch rund eine Million Kasachen deutscher Herkunft, die in den 1990-er Jahren von dort nach Deutschland umsiedelten, damals auf Einladung der Bundesregierung unter Helmut Kohl.
Eine 2. Zentralasien-Strategie kam nach dem Ãœberfall Russlands auf die Ukraine auf den Weg. Zwar verfolgen insbesondere Kasachstan und Usbekistan eine multivektorale Außenpolitik, die in alle Richtungen ausgewogene Kontakte sucht. Gleichzeitig aber wuchs Zentralasien die Furcht vor unerwünschten Besuchen der großen Nachbarn. Es reifte der Wunsch nach guter Zusammenarbeit in der Region. Seit 2016 nahm die zunehmend Form an. Der Beusch heute markiert einen Erfolg – sowohl für die Staaten in Zentralasien, als auch für Berlin, als auch für die EU, deren Zusammenarbeit als Vorbild gilt – auch wenn deren Konstrukt regionale Anpassung für Zentralasien benötigt.
Die gute Verbindung von Deutschland nach Kasachstan ist bis heute ein wichtiger Faktor, sowohl in der Zivilgesellschaft als auch in den wirtschaftlichen Kontakten.
Ich kennen alle fünf Staaten in Zentralasien gut von vielen Besuchen dort, und werde das Geschehen weiter eng verfolgen.
p.s. am 9.9.23: Für Bulgarien bedeutet die neue Situation im Kaukaus (Ende der selbsternannten Republik Karabagh zum !.1.2024) möglicherweise eine neue Rolle – es wird zum Brückenkopf der EU Richtung Asien, also dem Kaukasus und Zentralasien. Die Kontakte dort hin werden jetzt intensiver, während der Einfluss aus Russland schwächer wird oder schwindet.
Astana, Kasachstan. Gebäude der staatlichen Gas- und Ölgeselllschaft