Wahlen in Südossetien – wer wählt hier eigentlich, und welche Ämter mit welchen Mandaten gibt es in dieser Region, die nach internationalem Recht noch immer ein Teil Georgiens ist? Es dürfte niemanden überraschen, dass scheinbar die Mehrheit der jetzt dort ansässigen Bevölkerung für Russich als Amtssprache votiert hat. Vielmehr zeigt sich, wer dort an Einfluss gewinnt.
Ein großer Teil der Menschen, die dort vor dem Krieg 2008 wohnte, musste fliehen. Viele leben noch immer in Flüchtlingsunterkünften, einige im Norden, andere im Süden. Einige kamen in den neu errichteten Dörfern in Georgien unter, nahe der Grenze zu Südossetien. Familien wurden getrennt, und das in einer Region, in der die Familie das wichtigste Halteband ist. Dort ersetzt sie fast alles, was hier der Sozialstaat seinen Bürgern bietet.
Seit dem Krieg sind die Grenzen zwischen Georgien und der Region Südossetien abgeriegelt. Wer draußen ist, kommt nicht herein und wer drinnen ist, kommt nicht heraus. So sieht der Alltag aus. Der sechs Punkte Plan, direkt nach dem Krieg zwischen Georgien und Russland unterzeichnet wurde, sah einen Rückzug beider Parteien auf die Stellung wie vor dem Konflikt vor. Doch beide Seiten interpretieren den Vertrag auf unterschiedliche Weise.
Welche Aussagekraft kann ein Referendum haben, nachdem die ortsansässige Bevölkerung fliehen musste? Ein Referendum hinter verschlossenen Grenzen? Warum öffnet man nicht die Grenzen und lässt die zurückkehren, die einfach nur nach Hause wollen und die sich nicht scheuen, ein neues Haus zu bauen und ihre Freunde wieder zu suchen – egal ob sie nun Georgier oder Osseten sind. Immer wieder berichten Flüchtlinge, wie gut sie miteinander gelebt und miteinander gefeiert haben, Georgier und Osseten.
Die Toleranz der Menschen, die in Südossetien lebten, ist offenbar viel größer als die Politik es möchte. Aber hier geht es nicht um Wohlergehen der Bevölkerung, hier geht es um Macht und Einfluss der großen Politik. Und um die Energieleitungen für Europa, die durch diese Zone laufen. Siehe auch http://www.tagesspiegel.de/politik/die-unsichere-grenze-von-suedossetien/1964988.html