Berlin Hauptbahnhof. Eine kleine Gruppe Menschen steuert direkt auf mich zu, eine Reisetasche in der Hand, ein Bündel auf dem Arm, darunter ein Baby. Zwei junge Männer sind es und eine Frau. Sie tragen sehr einfache Kleidung.
Sie trägt ein Kopftuch bis tief in die Stirn gezogen, eIn langer brauner Mantel umwickelt die schmale Person, nur die Schuhe sehen hervor. Die Männer tragen dunkle Kleidung, Hosen, T-Shirts, Jacke.
“Can you help me?” fragt die junge Frau in gutem English. Ihre Männer heften ihre hoffnungsvollen Blicke auf mich, verstehen offenbar nichts. “Where can I buy a SIMcard?”
Zusammengehen wir zu einem Telefonladen. Auf dem Weg erfahre ich: Sie sind gerade aus Syrien eingetroffen, über Serbien sind sie mit Bus und Bahn gefahren, zehn Tage waren sie unterwegs. Das Baby ist erst drei Monate alt. Jetzt wollen sie die Verwandten anrufen, erst die in Syrien und dann die in Berlin. Dort werden sie unterkommen.
Wir erreichen den Laden. Die Verkäuferin fragt nach einer ID, nach der Handymarke und überreicht die kleine Karte. “Schon wieder!” Die Männer strahlen, ziehen das nötige Geld aus der Tasche und eilen vor den Laden, die Frau hinterher, und dann streckt sie mir die Hand entgegen: “Thank you!” – Ein Schicksal von vielen.
Ich ziehe weiter durch den Bahnhof, vorbei an Eisläden, Beauty-Shops und Boutiquen. Wie wird es den dreien wohl gehen, wenn sie all dies sehen?