Wie sieht es jetzt in und um Karabach aus? Die neue Situation nach dem 44-Tage-Krieg bietet große Chancen für einen Neuanfang in der Region, zwischen Aserbaidschan und Armenien. Es könnte der Anfang einer neuen Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern sein – wenn die Regierenden die entsprechenden Zeichen setzen. Eine regionale Zusammenarbeit bekäme allen gut, und auch Georgien würde profitieren. Die vielen Ethnien und Kulturen im Kaukasus haben zum Beispiel in Georgien zu einem guten Miteinander gefunden, trotz der durchaus vorhandenen und sichtbaren Unterschiede in Kultur und Sprache, Gebräuchen und Religion.
Aserbaidschan hat jetzt wieder die Kontrolle über sein Staatsgebiet rund um Karabach. Mit seiner gut gefüllten Staatskasse könnte Baku die strukturschwache Region wieder beleben, könnte den alten und neuen Bewohnern eine Starthilfe mit Mikrokrediten geben und so für die Menschen neue Perspektiven schaffen, vielleicht sogar gezielt das miteinander fördern. Neue Trinkwasserbrunnen wurden bereits gebohrt, ein Anfang also!
Aserbaidschan zeigt gern, wie gut die viele Kulturen in Land miteinander leben. Tatsächlich habe ich erlebt, wie tolerant die unterschiedlichen Religionen in Aserbaidschan nebeneinander leben, Christen, Moslems und Juden. Doch wird das auch im Grenzgebiet zwischen Armenien und Aserbaidschan möglich sein? Es ist zu hoffen, dass hier ein neuer Anfang stattfindet, dass die Menschen aus beiden Ländern lernen, nebeneinander und miteinander in Frieden zu leben. Die Staatslenker können viel dazu beitragen, und ebenso die internationale Gemeinschaft. Eine regionale Zusammenarbeit im Kaukasus wäre ein großer Gewinn für alle, die dort wohnen, und für die vielen, die über diese Region Handel treiben.
Auch der Tourismus würde aufblühen. Denn kaum ein anderer Fleck der Erde bietet eine derartige kulturelle Vielfalt, Schönheit und Gastfreundschaft auf so engem Raum wie der Südkaukasus. Welch eine Chance!
Empfehlenswerter, umfassender Beitrag von Prof. Dr. Wilfried Fuhrmann hier