Das Telefon funktioniert, 24 Stunden! Strom und Wasser fließen rund um die Uhr, und meine Lampen leuchten die ganze Nacht, wenn ich es will. Zu jeder Tageszeit kann ich das Internet nutzen und sogar die Tagesschau lässt sich in wenigen Sekunden herunterladen. Kirgistan ade – Ich bin wieder in Deutschland! S. auch hier.
An den großen Straßen zeigen Fußgängerampeln an, wann ich sicher über die Fahrbahn komme. Die Straßen sind hell beleuchtet und ich kann nachts wieder spazieren gehen, ohne dass Löcher im Fußweg und fehlende Gullideckel drohen. Zwar muss ich mich erst wieder daran gewöhnen, den Müll zu trennen – hierher Papier, dahin Kompost, Flaschen extra und was noch bleibt in den Restmüll. Aber dafür stickt es auch bei warmem Wetter nicht über den ganzen Hof und die Hunde streiten sich nachts nicht mehr laut kleffend um die Speisereste.
Es fehlen die netten und amüsanten Morgengespräche mit der einen Nachbarin und die herzlichen Begrüßungen mit der anderen. Die alte Frau machte in Stalingrad schlimmste Erfahrungen mit den Deutschen. Aber sie mochte mich trotzdem. Ihre Küsse waren so herzlich, dass sie schon von weitem meinen Fluchtinstinkt weckten. – Und es fehlen mir auch die eingelegten, leckeren sauren Gurken der dritten Nachbarin, deren lautes Lachen und schweres Parfum am Wochenende durch das Treppenhaus zogen.
Aber es ist schön, wieder in Deutschland zu sein, bei Familie und Freunden. Ich habe viele Dinge wieder schätzen gelernt, auf deren Vorhandensein ich mich scheinbar selbstverständlich verlassen konnte. Sie sind nicht selbstverständlich! Nach mehrmals bis zu zwei Tagen komplett ohne Wasser, mehreren Lecks in den Gasleitungen in der Wohnung, oft und plötzlich kein elektrischer Strom, und ständigen Störungen im Internet und Telefonnetz weiss ich die gute und stabile Infrastruktur in Deutschland wieder zu schätzen! Wie gut es uns doch geht! Nur von der Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Herzlichkeit des Osten, da könnten wir in Deutschland noch viel lernen! Ich vermisse sie!