Sie klagen und klagen, die Leser, die Hörer, die Entscheidungsträger: Wo bleiben gute und fundierte Informationen?
Informationen gibt es genug, von überall und über alles, heisst es da aus den höheren Etagen der Redaktionen. Doch wer erklärt Hintergründe und Zusammenhänge? Wer berichtet über Entwicklungen, wer sieht Ereignisse nahen, die für den Durchschnittsbürger ach so plötzlich hereinbrechen? Es gibt sie, die Kenner, die Fachleute und die Spezialisten, aber sie kommen kaum zu Wort. Der Betrieb kann ohne sie laufen, und wer merkt schon, wie dünn die Informationen sind, auf deren Grundlage Wirtschaftsleute und Poliltiker, ja, wir alle täglich kleine und große Entscheidungen treffen.
Ein Beispiel aus jüngster Vergangenheit: Die Krieg zwischen Georgien und Russland. Dabei ging es im Kern um die Gasversorgung von uns Europäern. Die Gazprom will ihren Absatzmarkt Europa erhalten, die Europäer wollen ihre Gasversorgung diversifizieren und weniger abhängig von Russland sein. Die Europäer wollen Gas aus dem Kaspischen Raum über den Kaukasus nach Europa bringen, auch Gas aus Zentralasien, und Russland will genau das nicht, denn es braucht die Gelder aus dem Gasgeschäft dringend für seinen Staatshaushalt.
Der Kaukasus ist zur Konfliktzone zwischen Russland und den Europäern worden. Denn genau hier laufen die Pipelines , die Lebensnerven des Wohlstands. Deshalb engagiert sich die EU im Kaukasus, mit Geld und Personal. Bis heute gibt es keine klare Regelung, wo die Grenzen Georgiens – jetzt – verlaufen. Die einen, Europäer und Georgier, wollen die alten Grenzen, die andere sitzen auf den Pipelines und wollen nicht weichen. Es geht um Energie und Macht und um viel Geld. Die Berichterstattung über den Konflikt kam erst nach Wochen auf den Punkt.
Worüber man heute schreiben sollte:
– Russland braucht eine moderne Wirtschaft.
– Deutschlands Ausstieg aus der Kernkraft lässt Moskaus alte Kassen klingeln.
– Deutschland und Russland – eine Zwangspartnerschaft?
– Northstream und Southstream – welche Wege stehen noch offen für einen unabhängige Energieversorgung in Europa?
– Europa sucht eine gemeinsame Energiepolitik.
Was theoretisch klingt, spiegelt sich im Alltag der Menschen, dort und auch hier.
Der Kampf um immer knapper werdende Energievorkommen geht weiter, in Asien, in Nordafrika, im Nahen Osten und in anderen Regionen. Wir sollten darüber mehr berichten, über das, was gerade geschieht und was wir sehen, aber auch über die Hintergründe und die Zusammenhänge.