Die Sonne strahlt bei frostigen Temperaturen. Der Winter in der Steppe Kasachstans ist bitterkalt. Noch kälter ist es, wenn der Steppenwind weht. Doch die Winde in Kasachstans Hauptstadt Astana wechseln. Auch die außenpolitischen Winde, die gerade den Kurs bestimmen. “Wir Kasachen lächeln in alle Richtungen”, sagen die Kasachen, denn sie betreiben eine multivektorale Außenpolitik.
Dennoch bleibt der Kurs des Landes stabil. Oder gerade deshalb. Kasachstan liegt in der Mitte großer Mächte: China in Osten, Russland in Norden. Auch die weiteren Nachbarn geben keinen Anlass, die Staatsgeschäfte mit leichter Hand zu betreiben. Von Südosten, über Kirgistan und Tadschikistan, drohen die Taliban sich weiter auszubreiten. Im Süden ruhen die Usbeken, stets im Wettstreit mit den größeren Nachbarn, und im Westen, gleich hinter den ausgedehnten Ölfeldern, grenzt das Kaspische Meer. Dort streiten bis heute die fünf Anrainer um ihre nationalen Grenzen.
Gerne würden drei von ihnen eine Querung durch das Kaspische Meer bauen. Kasachstan, Turkmenistan und Aserbaidschan könnten dann gemeinsam weitere Energieleitungen nach Europa bauen und neue Märkte erreichen. Doch das verhindern zwei weitere Anrainer: Russland und Iran hatten bisher andere Interessen und votierten stets dagegen. Insbesondere Russland, das seinen Gasmarkt in Europa nicht mit anderen teilen will. Seit der Iran die internationale Bühne wieder betreten hat, gibt es Hoffnungen, dass sich die Lage ändert. Kasachstan, aber auch Usbekistan und Turkmenistan könnten dann Gas und Öl auf internationale Märkte bringen. Bisher haben sie keinen Zugäng zu den Weltmeeren. Deshalb bleiben ihnen nur China und Russland, und bald vielleicht auch Indien.
Kasachstan liefert dennoch Öl nach Europa, es ist der 3. größte non-Opec Lieferant und ein wichtiger Partner für die EU. Über die BTC Pipeline gelangt es durch den Kaukasus nach Westen. Eine Reihe von Abkommen zeichneten Deutschland und Kasachstan im vergangenen halben Jahr. Am 21. Dezember dann unterschrieben die EU Außenbeauftragte Frederica Mogherini und der Außenminister Kasachstans Erlan Idrissov ein sensationelles Abkommen über eine “ENHANCED PARTNERSHIP”. Sensationell, weil Kasachstan auch Mitglieder EURASISCHEN UNION ist, der von Russland angeführten Wirtschaftsvereinigung mehrerer ex-Sowjetstaaten.
Das neue Abkommen der ENHANCED PARTERSHIP Kasachstans mit der EU will Handel und Investments beleben, Kooperationen im Energie- und Agrarbereich fördern, die Zusammenarbeit im Finanzwesen verbessern, den Gesetzen mehr Geltung verschaffen und die Zusammenarbeit bei Bildung und Forschung beleben. Das wird sich im kommenden Jahr bei der EXPO 2017 zeigen – sie steht im Zeichen der Erneuerbaren Energien!
Die Kasachen lächeln in alle Richtungen – jetzt nach Europa!