Russlands Präsident Wladimir Putin besucht für zwei Tage seinen Amtkollegen Ilham Präsident in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku. Es wird ein sehr wichtiger Besuch sein – und der erste seit 2018. Wieder einmal ein wichtiges Ereignis im August. Die beiden Herren haben sich viel Zeit genommen, so mitten in der Ferienzeit. Dennoch wird die Zeit kaum reichen. Sie dürften eine lange Listen an Themen haben.
Der Besuch findet statt, obwohl Putin international wegen des Verdachts von Kriegsverbrechen gegen die Ukraine per Haftbefehl zur Fahndung ausgeschrieben ist. Aber in Aserbaidschan muss er keine Festnahme befürchten. Beide Staaten werden autoritär regiert, und auch Menschenrechte werden wohl kein Thema sein. Sehr wohl aber die Ukraine.
Insbesondere wird es um die neue Dynamik im Kaukasus gehen. Ärger bereitete Moskau, dass das bis vor wenigen Monaten eng verbündete Armenien nach dem letzten Krieg Aserbaidschans um Karabach unter den Einfluss Bakus gekommen ist, und sich zudem westlichen Staaten zugewendet hat. Aserbaidschan, dass eng mit der Türkei zusammen arbeitet, hat so eine führende Rolle im Kaukasus übernommen.
Verstärkt wird die durch den starken Anstieg der Warenströme, die auf der neuen Seidenstraße zwischen Europa und China über Aserbaidschan hin und her laufen. Dazu hat der Krieg in der Ukraine beigetragen. Die nördliche Transportroute über Russland und die Ukraine hat dafür Frachten verloren.
Ein weiteres Thema der Gespräche dürften für die Europäer von besonderem Interesse sein: die Lieferungen von Gas und Öl aus der kaspischen Region. Aserbaidschan und auch Kasachstan liefern sie über den Kaukasus nach Europa und auf internationale Märkte. Die unterschiedlichen Interessen der beiden Staatschefs sind – auch auf diesem Gebiet – sehr deutlich.
p.s. Die List der Nachbarn Aserbaidschans verdeutlichen, wie umfangreich die Gespräche sein werden: Iran, Armenien,Georgien, Russland, das Kaspische Meer und Zentralasien – und die kulturelle nahe und politisch verbündete Türkei.