Abends ist die Siedlung wie ein Bienenstock: Es summt und brummt, ein ständiges rein und raus, hier lautes Rufen und dort die Musik des Orients, gleich für die Nachbarn mit. Viele Wohnungstüren stehen zum Lüften offen, nur ein Tuch verhindert neugierige Blicke. Auf den Straßen im Hof laufen Menschen auf und ab, von den Spielplätzen tönt fröhlicher Kinderlärm.
An heißen Tagen wird es abends nach 22 Uhr kühler. Die Menschen sind dann draußen, groß und klein, auf dem Hof und auf den Balkonen. Ein kühles Lüftchen zieht dann durch den weiten Hof.
Jetzt ist hier Ramadan. Vom Sonnenaufgang bis zu ihrem Untergang essen und trinken die Menschen dann nichts, nicht einmal Wasser. Ausgenommen sind Kinder und die Alten, Schwangere und Kranke. Sehr viele halten sich an diese Regel, auch wenn sie nicht religiös sind. Sie essen morgens noch vor Aufgang der Sonnenaufgang, gegen halb sechs Uhr, und legen sich dann noch eine Stunde zum Schlafen. Die nächste Mahlzeit ist erst abends um gegen 21 Uhr, und weil das den Magen belastet, geht man danach eine Runde spazieren.
Der Ramadan gilt hier als eine Zeit der Prüfung: Schaffe ich es, den ganzen Tag über zu fasten? Und wer dem nicht aus religiösen Gründen folgt, der sieht in der Zeit eine gute Chance, ein paar ungewünschte Pfunde loszuwerden. Also: „man“ fastet – Fasten ist in!