Der Bahnhof in Bischkek, Kirgistan, ist ein stiller Ort. Schritte hallen durch die leeren Flure. Wer fahren will, kann die Karten an vier Schaltern erwerben, aber nur einer ist besetzt. Eingelassen in die Wand ist eine Glasscheibe, dahinter sitzt das Personal, wie in alten Zeiten.
Der Bahnhof ist ein Zeuge vergangener Zeiten. Gebaut wurde er vor rund 90 Jahren. An der Decke prangt farbenfroh das Wappen der Kirgisischen SSSR. Das findet sich auch an anderen Ecken des alten Gemäuers, weniger farbenfroh, weil übermalt, aber gut zu erkennen.
Der Bahnhof, ein Schmuckstück seiner Art, wird bald zu neuem Leben erwachen. Jetzt fahren nur lokale Züge. Seit die Grenze zum benachbarten Usbekistan nach mehr als 20 Jahren geöffnet wurde, fährt täglich ein Zug in beiden Richtungen.
Doch wenn die Neue Seidenstraße wächst, werden hier wieder viele Züge rollen, von hier nach Osten, nach China in der einen Richtung, und von hier nach Usbekistan im Westen, nach Kasachstan im Norden oder Tadschikistan im Süden. Ab 1. Juni 2019 soll es täglich mehrere Züge zu den Nachbarstaaten geben, so die Anzeige im Bahnhof. Die Züge werden durch die unabhängige Republik Kirgistan fahren, die sich langsam auf ihren Platz auf der Neuen Seidenstraße vorbereitet: Mit neuen Straßen und neuen Bahnverbindungen.