Vor einigen Tagen war ich mit Wanja einkaufen. Wanja ist ein Kollege und er kommt aus Weitfortistan. Ich liebe das Einkaufen nicht besonders, aber welch ein Abenteuer es doch sein kann, in einem simplen Drogeriemerkt!
Wir waren im Ausland, weit fort von Weitfortistan. Das verpflichtet zum Geschenke mitbringen. Und weil Wanja eine gute Seele hat, hat er auch viele Freude, sogar sehr viele, und eine Familie, und Kinder, außerdem Geschwister, Schwäger, Neffen und Nichten, Cousins und Cousinen. Wir hatten also einen ganzen Nachmittag für die Einkäufe reserviert, und das hat so gerade und ganz knapp gereicht. Wie interessant doch so ein Drogeriemarkt sein kann. Noch nie habe ich in einem Drogeriemarkt so viele Stunden zugebracht. Aber mit Wanja ging das spielend!
Ein Einkaufskorb sollte reichen, war meine Idee beim Betreten des Ladens. Doch weit gefehlt. Schon am Ende des ersten Regals war Wanjas Korb mehr als halb gefüllt. Wir hatten noch 12 weitere Regale zu passieren, das konnte nicht gut gehen. Umdisponieren also, den Korb in einen geräumigen Wagen entleeren, und die Strecke noch einmal passieren. Dabei fiel einiges auf, was wir beim ersten Passieren übersehen hatten. Noch einmal anhalten also, das Klebeband aus dem Regal nehmen, genau betrachten und – es sieht nützlich aus, also ab in den Korb. Und ein zweites dazu, als Reserve. Dann Mottenpapier, denn in Weitfortistan gibt es nur stark riechende Kugeln gegen Motten. Dann etwas gegen Gerüche im Kühlschrank, und vieles weitere, was nützlich sein könnte. Nach dem Einkaufen der vielen nützlichen und vielleicht nützlichen DInge ging es an das Einkaufen der Bestellungen von Weitfortistanern, zum Beispiel Plastikbeutel mit Zipverschluss, ein Dosenöffner, ein tatsächlich scharfes Küchenmesser. Die Suche war nicht leicht, aber erfolgreich.
Dann ging es an die Geschenke, und nun wurde die Suche richtig schwierig. Was für wen und wo? Eisentabletten für die Schwägerin – in der Hoffnung, das die in Deutschland wirksamer sind als die in Weitfortistan, für die Schwiegermutter Ginko-Extrakt – es sollen dem Kopf helfen; für den kleinen Neffen ein Gummitier, für den betagten Herrn Professor ein Paar Venen stützende Strümpfe. Die Liste war lang, umfangreich und vielseitig. Und weil Wanjas großes Herz alle erfreuen möchte, war die letzte Etappe, nach den Cremes und Fiberthermometern, endlich die mit dem Duftregal – Düfte für die Kolleginnen und Kollegen, für die es noch keine andere Idee gab. Da aber nicht jeder Duft zu jedem Typ passt, stellte der wunderbare Drogeriemarkt über mehrere Meter ein langes Regal zur Auswahl, und das auf drei Höhen. Wie also für jeden Typen den richtigen Duft finden? Die Einkäufe türmten sich bereits im Wagen, aber hier und da gab es noch Lücken, die gefüllt werden konnten. Also auf zum Schnuppern, Düfte von hell-blumig bis kräftig-herb, mild bis penetrant intensiv, in Fläschchen, Sprühdosen und Flaschen. Und da zwei Nasen an der Suche beteiligt waren, gab Wanja sich erst mit der Auswahl zufrieden, nachdem beide Nasen denselben Duft für den zukünftigen Besitzer ermittelt hatten. Nach mehr als zwei Stunden gab es Aussicht auf das Ende. Ein glückliches Ende, denn der Wagen war voll, das Geld reichte, und Wanja konnte sämtliche Verwandte, Freunde und Kollegen in Weitfortistan mit seiner Auswahl an Geschenken erfreuen! – Beeindruckend! Allerdings brauchte er einen zusätzlichen, neuen Koffer für die Rückreise. Aber das war dann fast schon Nebensache!