Jetzt wird verhandelt: Seit dem vergangenen Montag laufen die Gespräche zwischen der EU auf der einen Seite und Aserbaidschan sowie Turkmenistan auf der anderen. Wird die Nabucco Gaspipeline gebaut oder nicht? Sie soll kaspisches Gas durch die Türkei bis nach Europa bringen. Es geht um Preise, um Märkte für Gas und um viel Politik. Immer wieder gab es Gerüchte, es werde demnächst mit dem Bau der Pipeline begonnen. Mit ihr wollen die Europäer eine weitere Quelle der Gasversorgung sichern, eine weitere zu denen aus Russland, die jetzt die Hauptlast der Versorgung tragen. Das wird insbesondere dann wichtig, wenn in den nächsten zehn Jahren die Vorräte aus Norwegen zur Neige gehen.
Deutschland wird in den kommenden Jahren mehr Gaskraftwerke bauen. Sie arbeiten umweltfreundlich und sie produzieren Strom flexibel und schnell. Damit ergänzen sie die Stromproduktion der Windräder, deren Leistungen stark schwanken.
Dass es nun tatsächlich zur Sache geht, wird schon daraus deutlich, dass Moskau gestern Protest anmeldete. Die russische Gazprom sieht ungern weitere Konkurrenten auf dem europäischen Gasmarkt, auf dem sie noch gute Zuwächse sieht. Wie groß ihr Interesse ist, das zeigte der Krieg mit Georgien im August 2008.
Die Entscheidung für oder gegen Nabucco muss in diesem Herbst fallen. Sollte die Entscheidung positiv ausfallen, wird Aserbaidschan damit zum Brückenkopf der Energielieferungen aus Zentralasien. Die politischen Leitlinien dazu beschloss die EU bereits im Juni 2006 mit der Zentralasienstrategie.