Die Ukraine liegt mitten in Europa – und mitten im Geflecht der Interessen von Russland und auch der EU. Ein Land zwischen zwei Polen, zwischen zwei Wirtschaftsbündnissen, im Zentrum geopolitischer Interessen. Große Pipelines laufen durch das Land und bringen russisches Gas nach Europa. Und im Süden des Landes kontrolliert Russland mit seiner auf der Halbinsel Krim liegenden Flotte das Schwarze Meer. Auch die EU hat schwerwiegende Interessen.
Historisch sind die Ukrainer mit den Russen eng verbunden. Die Kiever Rus gelten als Wiege der russischen Zivilisation. Doch auch wenn es eine gemeinsame Geschichte gibt, hat die Ukraine ein Recht auf einen eigenen Weg. Nach dem zweiten Weltkrieg schufen die Siegermächte eine neue Ordnung für Europa. Seit 1954 erst gehört die Krim zur Ukraine. Bis heute gibt es Trennlinien, die durch das Land verlaufen. Vielleicht haben die Auseinandersetzungen um die Führung jetzt das Land geeint.
Die Ukrainer wollen freie Wahlen, unabhängige Gerichte, Freiheiten und freie Selbstbestimmung. Sie wollen keinen Präsidenten, der Richtern staatlich gesteuerte Urteile auf nötigt, und keinen, der seine demonstrierenden Landsleute mit Scharfschützen niederschießen lässt. Diese Maßnahmen erinnern an alte Zeiten, zu denen die Macht noch allein in Moskau lag.
Neuwahlen scheinen die einzige Lösung, die der Selbstbestimmng der Ukrainer gerecht werden kann. Die drei Außenminister aus Deutschland, Frankreich und Polen werden hoffentlich mit Ihren Verhandlungen einen Weg dorthin bahnen können.