Guten Morgen, Tiflis
Telefone klingeln überall, Autos brausen über die Straßen und Händler laufen durch die Höfe. „Kartofeli““ tönt es laut und mit stetiger Wiederholung durch den schattigen Hof, und “Matsoni” – ein Art Joghurt.
Die Bäume hinter dem Haus geben Schatten und halten die Wohnungen angenehm kühl. Schon jetzt, morgens um 10 Uhr, sind es 28 Grad C.
Die wenigen Autos auf dem Hof verlassen ihre Parkplätze, Hausfrauen hängen Wäsche auf und schlendern mit Einkaufstüten zwischen den Häusern entlang.
Einige haben frisches Brot gekauft, das sie in Zeitungspapier gewickelt nach Hause tragen.
Brote werden hier in der Tonne gebacken.
Unten in der Mitte brennt ein Feuer. Mit der Hand wird der Teig an die Seiten der Tonne geklatscht. Sobald die Brote gar sind, holt man sie mit einer langen Eisenstange heraus.
Die freundliche Bäckerin ist erst skeptisch, als ich Fotos machen möchte. Als sie hört, dass ich ein “Germanuli” bin und nicht aus Amerika komme, wird sie freundlich und zeigt mir die ganze Bäckerei. Russisch sprechen will sie nicht, aber eine Nachbarin übersetzt alles, was die Bäckerin mir sagen möchte.
Flach und langgezogen, heiß und knusprig verlassen die Brote die Bäckerei. Eines bekomme ich mit auf den Weg, zusammen mit vielen guten Wünschen.
Kleine Bäckereien gibt es hunderte. Sie sind in der ganzen Stadt verteilt. Fast jeder Hof hat mindestens eine, denn in Georgien gibt es keine Mahlzeit ohne Brot. Die Bäcker haben ein schweres Leben, denn die Backstuben sind fast unerträglich heiss.
Mittags wird es weit über 30 Grad warm. Es ist stickig, die Luft steht über der Stadt, die wie in einer Rinne zwischen großem und kleinen Kaukasus eingebettet liegt. Ab Mitte Juli fahren hier fast alle auf das Land, in die Dörfer. „Das ist die schönste Zeit des Jahres“, sagen die Menschen in Tiflis. Die Stadt ist dann leer. Sie füllt sich erst, wenn die große Hitze vorüber ist, gegen Mitte August. Genau in diese Zeit fiel der Krieg mit Russland, vom 3. bis 8. August 2008.
Noch vor wenigen Jahren dauerte der Sommerurlaub länger. Die großen Familien blieben zwei Monate auf dem Land. Das hat sich geändert, seit hier viele Firmen aus dem Ausland Arbeitsplätze schaffen. Sie und die vielen Banken sezten neue Standards, die mehr und mehr den Alltag in der Stadt verändern.
Der Mikrokosmos, in dem ich hier lebe, zeigt die Veränderungen von Jahr zu Jahr.