“Urlaub auf Staatskosten” verspricht eine Webpage auf Georgisch und wirbt damit für den angenehmen Aufenthalt in Gefängnissen von Österreich. Fotos zeigen Häftlinge, die auf der Terrasse Tischtennis spielen oder im Fitnessraum schwitzen. ” Hier bricht man nicht aus” heisst es weiter.
Tatsächlich ist der Lebensalltag in Georgien für viele ein täglicher Kampf um das Nötigste, um Geld für Essen, für die Wohnung, für Strom, Wasser und Gas. Jeder Dritte hat keine Arbeit und kein Einkommen. Jeder ist heute auf sich gestellt. Vorbei sind die Zeiten, in denen der Staat für Lohn und Arbeit sorgte. Die Strukturen haben sich geändert, in Georgien wie überall in den post-sowjetischen Staaten.
Die Wirtschaft in Georgien ist noch nicht auf Touren gekommen. Der Handel mit Russland wurde von Moskau ausgebremst, der mit den Nachbarn Türkei und Aserbaidschan wächst nur langsam. Die Preise aber sind kräftig gestiegen, für Lebensmittel ebenso wie für Gas und Strom. “We have global prizes, but not global wages” stellt eine Georgierin nüchtern fest. Familien tragen finanzschwache Verwandte durch die schwierigen Zeiten, weil der Staat das noch nicht kann. Noch nicht, denn ein staatliches, soziales Netzwerk wird erst langsam aufgebaut. Versicherungen sind für Georgier fremd. Erst vor drei Jahren öffnete eine Krankenversicherung ihre Dienste. “Sollte man so etwas haben? Zahlen die wirklich, wenn ich es brauche?- das fragten sich die, die Geld genug hatten, sich diesen Luxus zu leisten.
Luxus im Gefängnis – ja, dort ist das Leben sicher, Bett und Vollpension. Aber was ist ein Georgier ohne seine Familie, ohne seine Freunde? Da müsste das Gefängnis schon dem ganzen Clan Unterkunft bieten, und abends keine Licht-aus Stunde, denn wo Georgier sind, da wird immer gefeiert, und zwar bis tief in die Nacht. Man weiss ja nie, was morgen kommt.