“Der Osten” hieß eine Konferenz, die der Tagesspiegel in Berlin in der vergangenen Woche veranstaltete. Am Ende eines Superwahljahrs und zum 35. Jubiläum der Friedlichen Revolution brachte der Tagesspiegel Menschen aus Ost und West zusammen, in einer “Konferenz für Ideen und Macher“. Über 700 Macherinnen und Macher (Digital- & Präsenzteilnahme) debattierten über die Zukunft der einzelnen Regionen Ostdeutschlands.
Wie östlich ist der Osten heute noch – oder anders gefragt: wie sehr unterscheidet sich die Denke derjenigen, die in der östlichen Hälfte Deutschlands, also der früheren DDR aufgewachsen sind, von der Denke der westlichen Bewohner, die in der Bundesrepublik aufgewachsen sind.
Ich war überrascht, wie sehr die einstigen Prägungen bis heute präsent sind. Bis heute gibt es in beiden Häften Deutschlands unterschiedliche Befindlichkeiten, die gerade bei politischen Fragen hervortreten, aber auch im Alltag.
Ganz offensichtlich sind unterschiedliche Begriffe – der Broiler ist im westlichen Sprachgebrauch das Brathähnchen. Ähnliche Beispiele gibt es eine ganze Reihe, aber Menschen in beiden Hälften Deutschlands haben die unterschiedlichen Begriffe voneinander gelernt.
Deutliche Unterschiede zeigten sich bei gesellschaftlichen und politischen Fragen. Warum? Weil dabei die Lebenserfahrungen und Prägungen eine große Rolle spielen. Und gerade bei der älteren Generation, die vor 35 Jahren bereits voll in Berufsleben stand, sind die Unterschiede deutlich.
Das Vertrauen geht mehr Richtung Russland oder mehr Richtung USA. Dafür gab es wunderbare und herausragende Beispiele, sowohl unter den Zuhörern als auch bei Sprecherinnen und Sprechern, und bei den Prominenten, den Ministerpräsidenten Reiner Haseloff, Sachsen-Anahlt, Bodo Ramelow, Thüringen, und Manuela Schwesig, Mecklenburg-Vorpommern.
Weitgehend, wenn auch nicht ganz verschwunden, scheinen die Unterschiede bei denen, die nach der deutschen Wiedervereinigung aufgewachsen sind. Das macht Hoffnung, dass wir langsam wirklich zusammen wachsen.
Fazit: Wir müssen noch mehr miteinander sprechen, einander zuhören und einander wieder verstehen lernen.
Ein großer Dank geht an die Veranstalter, die mit ihrer Konferenz mir – und sicher auch anderen – eine Menge Impulse gegeben haben!
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