Endlich haben sie es geschafft! Georgien ist Kandidat für die EU.
Das Ziel schien so nah – und dann kam der Krieg. Im August 2008 überfiel Russland Georgien. Er dauerte nur wenige Tage, dann verhandelten Vertreter der EU und Russlands – Präsident Sarkosy und Präsident Medwedjew – einen Waffenstillstand.
Doch der Schock saß tief. Zwei Jahre lag das Land in Lähmung. Die zahlreichen Baustellen verstummten. Jedes laute Knallen von irgendwo zog verschreckte Gesichter an die Fenster und Balkone. Was war das…?
Erst langsam kam der Alltag zurück. Die Schrecken des Krieges verblassen. Doch der Alltag war ein anderer geworden. Die politische Richtung des Landes fand nicht mehr auf die gerade erst vor dem Krieg entstehenden demokratischen Strukturen zurück. Der politische Kurs schlingerte zwischen autoritärem Regieren und Patt-Situationen zwischen unterschiedlichen Lagern. Erst blieb die Hoffnung, doch auch die schwand bei vielen, als Georgien im vergangenen Jahr die EU-Kandidatenstatus nicht erhielt.
Als Russland die Ukraine im Februar 2022 angriff, lebten die Schrecken von 2008 wieder auf.
Schließlich gingen die auf die Straße, die sich nicht entmutigen ließen: Insbesondere die Jüngeren, die Freiheit und Selbstbestimmung wollten, die reisen wollten, die westlichen Lebensstil kannten, und die von den Eltern über die Zeiten im Sowjetreich gehört hatten. Dieses Leben wollten sie nicht. Auch einige Ältere und Alte trauten sich auf die Straßen von Tilfis, einige zum ersten Mal.
Sie wollten die Klüngelei der Regierung mit den Nachbarn im Norden beenden, und sie forderten nachdrücklich, Tag für Tag, immer wieder den EU Mitgliedstatus. Die Regierung, die Reformen verschleppte, sollte endlich das tun, was ihre Wähler wollten. –
https://www.deutschlandfunkkultur.de/georgien-ukraine-eu-100.html
Georgiens EU-Perspektive
Fast vereint gegen Russland
„Wir sind Europa“, steht auf den Plakaten, die Menschen bei einer Demonstration am 20. Juni in der georgischen Hauptstadt Tiflis in die Höhe halten. © IMAGO/ZUMA Wire / Nicolo Vincenzo Malvestuto